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Ein Plädoyer für die Langeweile

Letztens saß ich in einem Café bei einem Cortado. Ich kam direkt von der Arbeit und hatte kein Ladegerät für mein Handy. Da ich aber am selben Abend noch etwas mit Kommilitonen vorhatte, musste ich es laden. Sonst wäre ich ja nirgends reingekommen.

Ich saß also da und guckte Löcher in die Luft. Eine Stunde verbrachte ich, ohne auf mein Handy starren zu können. Erst war ich etwas verloren und irgendwie verwirrt. Dann ließ ich mich auf die Situation ein. Ich konnte spüren, wie ich mich entspannte. Wie gut es tat, mal keinen digitalen Input zu haben. Ich lächelte einem kleinen Kind zu, beobachtete die beiden sehr flinken Mitarbeiter beim Kaffee machen und hing meinen Gedanken nach.

Den ganzen späteren Abend war ich einfach gut drauf und voll im Moment. Am nächsten Tag erzählte ich meinem Vater davon. Der sagte, dass genau dieses sich fallen lassen schon eine Form der Meditation ist und dass jeder ein bisschen davon in seinem Alltag gebrauchen könnte.

Die meisten von uns nehmen sich nicht genug Zeit für Dinge, die ihnen mental guttun. Natürlich zählt “echte”, analoge Kommunikation dazu. Aber auch das Alleinsein ist wichtig, die Selbstreflexion, die in den eigenen Gedanken stattfindet. Zum einen ist es sinnvoll, sich in dieser Zeit zu bilden und zu informieren, aber auch dabei kann man nicht abschalten. Manchmal muss man sich einfach mal gepflegt langweilen.

Wenn du das nächste Mal auf etwas wartest, in der Bahn sitzt, oder irgendwie nichts zu tun hast, schalte ab! Leg dein Handy weg, und sei es nur für 10 Minuten. Die Gedanken die dir kommen, werden dich überraschen und du wirst einfach viel mentale Energie tanken.

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